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Xu Zhen ist selber einer der berühmtesten chinesischen Konzeptkünstler seit den Neunzigerjahren, spielt seine eigene Identität mittlerweile aber eher herunter. Für eine Ausstellung mit dem Titel Seeing One’s Own Eyes (2009) gab sich MadeIn als Künstlergruppe aus dem nahen Osten aus. Die Arbeit wurde aber in China als eine Art Ausstellung in Verkleidung realisiert – als ‚Ausstellung einer Ausstellung’. Unter Verwendung diverser Medien wie Skulptur, Video und Installation wurde eine klischierte Bildlichkeit des nahen Ostens evoziert, die sich um Öl, religiöse Konflikte und Krieg drehte. So gelang es MadeIn, auf Probleme der kulturellen Wahrnehmung zu verweisen. MadeIn versucht konsequent, die Grenzen gesellschaftlicher und kultureller Annahmen und Vorurteile zu sprengen und die Bezüge zwischen diesen mentalen Prämissen und der Wirklichkeit aufzuzeigen. Zu diesem Zweck wendet die Gruppe jeweils eine Vielzahl geeigneter Medien, von Video und Fotografie über Installation, Malerei und Collage bis hin zu Performance. Die kontroversen und kühnen Arbeiten zwingen die Rezipienten, vermeintliche Wahrheiten kritisch zu hinterfragen.

MadeIn ist ein neues Künstlerkollektiv, das vom chinesischen Künstler Xu Zhen 2009 in Shanghai gegründet wurde. Der Name verweist auf „made in“, zwei Worte, die normalerweise den Herstellungsort eines Objekts angeben. Die Phonetik des Namens suggeriert aber auch den chinesischen Ausdruck méi d˘ı∙ng, was soviel bedeutet wie „ohne Dach“ – möglicherweise eine Anspielung auf die Offenheit der Arbeit des Kollektivs. Die Gruppe zehrt von Xu Zhens grosser Erfahrung, die er sich in der letzten Dekade aneignete – als Künstler, aber auch als Organisator und Kurator, denn er betrieb eine von Künstlern betreute Galerie. So verfolgt MadeIn einen ganzheitlichen kreativen Prozess, in dem die Grenzen zwischen Ausstellung, Produktion und kuratorischer Tätigkeit verschwimmen und das Konzept der Autorschaft ungreifbar wird.
Durch einen spielerischen Umgang mit Massen, Materialien und Räumen, aber auch mit den Vorstellungen von Authentizität, Aufrichtigkeit und Wahrheit, erweitern die Mitglieder von MadeIn kontinuierlich den Skopus ihrer Projekte. So kommt es zu immer profunderen Auseinandersetzungen mit den Prozessen der Produktion, Rezeption und Präsentation von Kunst.

Spread ist ein neues Projekt von MadeIn, das aus diversen Werken besteht, welche wiederum aus verschiedenen Materialien und Stoffen gefertigt sind. Diese Arbeiten sind auf Leinwänden ausgelegt; eine Präsentationsform, die sich an zeitgenössischen satirischen Cartoons und Comics orientiert. Das Projekt stellt einen prägnanten und scharfsinnigen Kommentar zu übergeordneten politischen und gesellschaftlichen Fragen dar. Indem die einzelnen Werke Botschaften und rhetorische Stilmittel aus den Massenmedien, aus öffentlichen Ankündigungen und Nachrichtensendungen übernehmen, ermutigen sie das Publikum, eine kritische Haltung zu Informationen einzunehmen. Die Arbeiten nutzen, so MadeIn, „Medien als Medium… Um Medien zu schaffen“.