Logo

Die Kunsthalle Bern freut sich ausgesprochen, Santu Mofokengs erste internationale Retrospektive präsentieren zu dürfen. Die Ausstellung wird von Corinne Diserens kuratiert und entstand in Kooperation mit Jeu de Paume (Paris, Frankreich), Extracity Kunsthal Antwerpen (Belgien) und Bergen Kunsthall (Norwegen). Santu Mofokeng ist einer der führenden südafrikanischen Fotografen: Mit grosser Konsequenz subvertiert er vermeintliche Gewissheiten der kulturellen und ethnischen Geschichte seines Landes, wobei er stets die dem fotografischen Medium innewohnende Politik der Repräsentation und seine prätendierte Objektivität hinterfragt. Seine Arbeiten befassen sich mit verschiedenen Problemstellungen – Mofokeng fotografiert religiöse Riten, Mahnmäler und verwüstete Landschaften. Seine schwarz-weissen Bilder sind Dokumente der Menschlichkeit, die im Gedächtnis haften bleiben; sie halten nicht nur Unterdrückung und Elend fest, sondern auch glückliche Momente und die Kraft des ‚human spirit’. Indem Mofokeng mit seinem Black Photo Album die Vielfalt des schwarzen Familienlebens festhielt, kreierte er ein kulturelles Archiv von unschätzbarem Wert.

Santu Mofokeng wurde 1956 in Johannesburg geboren und begann seine Karriere als Strassenfotograf in Soweto zur Zeit des Apartheidregimes. Er war Mitglied des Afrapix-Kollektivs, das die Apartheid mit dokumentarischen Fotografien der Widerstandsbewegung und der schrecklichen Lebensbedingungen im Südafrika der Achtzigerjahre bekämpfte. Während einer Zeitspanne von zehn Jahren arbeitete Mofokeng als Forschungs- und Dokumentarfotograf am Institute for Advanced Social Research (das frühere African Studies Institute) der University of the Witwatersrand. 1989 entschied er sich, nicht mehr für journalistische Zwecke zu fotografieren, sondern vielmehr das Alltagsleben in den südafrikanischen Townships zu dokumentieren. Er ersuchte bei schwarzen Familien um die Erlaubnis, ihre alten Familienfotos aus den Jahrzehnten von 1890 bis 1950 nachzudrucken. So wollte er den Darstellungen der Schwarzen als rückständige Landbewohner entgegenwirken, wie sie seinerzeit in Publikationen perpetuiert wurden, die durch den Apartheidstaat mitfinanziert wurden (beispielsweise in der Touristenbroschüre Native Life in South Africa, 1936) Mofokengs Fotografien wurden auf der ganzen Welt im Rahmen bedeutender Ausstellungen gezeigt: Beispielsweise an der Documenta XI in Kassel und in der Wanderausstellung The Short Century, Independence and Liberation Movements in Africa: 1945-1994. Seine Arbeiten waren auch an der Sarjah Biennale, der Gwangju Biennale und an der Rencontres de Bamako Biennale Africaine de la Photographie repräsentiert. Santu Mofokeng lebt in Johannesburg, Südafrika.
Die Ausstellung wird unterstützt durch deBuren, Brüssel, und das Institut Français, Paris, den Südkulturfonds, und die Gubler-Hablützel-Stiftung.
Eine umfangreiche Publikation, welche von der Kunsthalle Bern, Jeu de Paume, Extracity Kunsthal Antwerpen, Bergen Kunsthall und dem Prestel Verlag ko-produziert wird, bietet einen Überblick über Santu Mofokengs facettenreiches Oeuvre als Fotograf und Autor. Mofokengs Texte kreisen um die gleichen Themen wie seine Fotografien und betonen seine persönlichen Erfahrungen und seine Position als externer Beobachter. Ein Interview mit Santu Mofokeng (geführt von der Kuratorin Corinne Diserens), sowie Essays von Okwui Enwezor, Sarat Maharaj, Patricia Hayes, Sabine Vogel und Ivan Vladislavic ermöglichen eine profunde Begegnung mit Mofokengs Kunst und ihren Kontexten.

Speziellen Dank an Autograph ABP, London.