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Animism

15. Mai – 18. Juli 2010

Agentur, Art & Language, Adam Avikainen, Marcel Broodthaers, Walt Disney, Jimmie Durham, Armen Eloyan, León Ferrari, Simryn Gill, Walon Green, Lutz & Guggisberg, Brion Gysin, Luis Jacob, Ken Jacobs, Joachim Koester, Len Lye, Mark Manders, Santu Mofokeng, Angela Melitopoulos & Maurizio Lazzarato, Otobong Nkanga, Reto Pulfer, Józef Robakowski & Wiesław Michalak, Paul Sharits, Jan Švankmajer, Yutaka Sone, Rosemarie Trockel, David Gheron Tretiakoff, Anne-Mie van Kerckhoven

Zum Ausstellungstext

Der Begriff des Animismus erhielt seine bekannteste Definition von Anthropologen im Kontext des Kolonialismus. Hier bezeichnet er Glaubenspraktiken, die Objekten und nicht-menschlichen Entitäten ein Eigenleben und personale Eigenschaften zuschreiben. Die moderne Psychologie wiederum betrachtet den Animismus als psychischen und ästhetischen Projektionsmechanismus von menschlichen Eigenschaften auf natürliche Objekte. Einer uralten philosophischen und theologischen Debatte über die Konzeption und die Natur der ‚Seele’ entstammend (“Animismus“ ist denn auch etymologisch verwandt mit dem lateinischen Wort “anima“ für Seele) wurde der Begriff des Animismus im Gefolge der christlichen Kampagnen gegen den Götzendienst sowie im Kontext des Bildersturms und der Aufklärungsbewegung zu einer rationalen, wissenschaftlichen Kategorie zur Beschreibung des Irrationalen, Abergläubischen und Primitiven.
Das Ausstellungsprojekt Animism stützt sich auf die Versuche in jüngster Zeit, dieses kanonische Verständnis des Animismus zu dekolonisieren. Es stellt die Frage, was es bedeuten könnte, Menschen, Nicht-Menschen und Objekte als gleichermassen aktive Akteure zu betrachten, die nur mit verschiedenen Registern und Ausdrucksmustern operieren, welche der Vermittlung bedürfen. Ein derart revidiertes Verständnis des Animismus kann uns verstehen helfen, wie Bilder und ‚Rahmenerzählungen’ einerseits an der Fixierung, Objektivierung und Konservierung des Lebens partizipieren und andererseits den Dingen eine Stimme verleihen, sie subjektivieren und beleben, und wie beide in der modernen Bildlichkeit eine spezifische Dialektik entwickeln. Es werden zeitgenössische und historische Werke zu sehen sein.
Zugleich mit den ersten beiden Manifestationen des Projekts wird ein Reader publiziert. Eine zweite Publikation ist für die Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt in Berlin im Jahre 2012 vorgesehen.
Animism bildet eine Zusammenarbeit zwischen dem Museum for Contemporary Art Antwerpen/ MuHKA und Extra City – Kunsthalle Antwerpen in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bern, dem Haus der Kulturen der Welt Berlin, der Freien Universität Berlin und der Generali Foundation Wien.
Konzept: Anselm Franke, Co-Kuratoren: Anselm Franke, Edwin Carels, Bart De Baere (Antwerpen), Philippe Pirotte (Bern)