Logo

Während der vergangenen Jahre hat sich die Kunsthalle Bern immer wieder der Präsentation von Film innerhalb des Ausstellungsraums gewidmet, wie zum Beispiel in den Ausstellungen von Knut Åsdam (2005), Pavel Büchler (2006) und Marine Hugonnier (2007), sowie der noch anstehenden Retrospektive von Deimantas Narkevičius (Herbst 2009). In dieser Tradition zeigt die Kunsthalle Bern nun die erste institutionelle Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers und Filmemachers Owen Land (der früher unter dem Namen George Landow bekannt war). Als Assistent von Gregory Markopoulos und mit dem Beistand seines Mentors Stan Brakhage erlangte Land in den 60er und 70er Jahren schnell Bekanntheit innerhalb der Filmgemeinde. Seine Arbeiten zählen zu den ersten des strukturellen Films, und Lands Name ist neben dem von Filmemachern wie Michael Snow, Hollis Frampton und Paul Sharits mit diesem verbunden. Nach Filmhistoriker P. Adams Sitney hat Land “einige der radikalsten, superrealistischsten und eindringlichsten Bilder des Kinos geschaffen.” Land betont seine Ausbildung als Maler und seine Verbindung zum Abstrakten Expressionismus, wie sie zum Beispiel im Werk Film in Which There Appear Edge Lettering, Sprocket Holes, Dirt Particles, Etc., 1965-1966, augenscheinlich werden, das die physikalischen Bedingungen des Zelluloid-Films ausstellt. In seinen folgenden Arbeiten verband sich sein Lands visuelles Genie mit Wortspielen und narrativen Elementen. Der vom Schulungsfilm inspirierte Remedial Reading Comprehension (1970) verwendet und persifliert zugleich die Ästhetik von Werbung und Fernsehen. Daneben parodiert Land auch den Avantgarde- Film an sich, wie zum Beispiel in Wide Angel Saxon (1975). Mit Duchampesken Doppeldeutigkeiten, Wortspiel und Witz sind seine Filme urkomisch und räumen Land eine Sonderstellung im amerikanischen Avantgardefilm ein. No Sir, Orison! (1975) – der Titel ist ein Palindrom – zeigt einen Supermarktkunden, der eine Hymmne auf den freien Markt singt, um sich danach zwischen den Büchsen zum Gebet niederzuknien. Die Arbeit On the Marriage Broker Joke as Cited by Sigmund Freud in Wit and Its Relation to the Unconscious or Can the Avant-Garde Artist Be Wholed? von 1979, in welchem zwei Schauspieler im Pandakostüm einen strukturellen Film über die Marketingstrategien für japanische Salzpflaumen drehen, ist der bekannteste Film von Owen Land. Dreissig Jahre nach On the Marriage Broker Joke, seinem letzten fertiggestellten Film (wenn man von den kurzen Videos der 80er Jahre Noli Me Tangere und The Box Theory_ und dem unvollendeten Undesirables, 1999 absieht) zeigt die Kunsthalle Bern nun seinen neusten FilmDialogues (2007-2009), sowie einen lose Zusammenstellung von Lands früheren Filme. Dialoguesbesteht aus kurzen Episoden, in welchen Land mit einer gesunden Dosis Ironie und einer furchtlosen Haltung allen Schicklichkeiten gegenüber (seien sie politisch, sexuell, politisch oder filmisch) Themen wie Tantra, Theologie, Philosophie und Kunstkritik in der Form des Platonischen Dialogs behandelt. Nach eigener Aussage konzentriert sich Dialogues auf Ereignisse aus Lands Leben im Jahre 1985, als er nach einem Japanaufenthalt nach Los Angeles zurückkehrte. Es sei eine Zeit der Einkehr hinsichtlich seiner Beziehungen zu Frauen (und Stripperinnen) gewesen. Rückblenden führen in die für Land prägenden 60er Jahren, “als wir die Sexuelle Revolution gewannen.” Der Film enthält ausserdem Parodien auf andere Filme, darunter The Graduate (Die Reifeprüfung), Re Eye (genannt Craven Death Maven), sowie komplexe Anspielungen auf die Filme von Maya Deren, Kenneth Anger und Stan Brakhage.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Bern zeigt die Filme in weitgehend chronologischer Reihenfolge, erprobt jedoch auch Gegenüberstellungen, die auf affektive Weise funktionieren. Eine Gewichtung erfährt dabei die Installation selbst, welche die Möglichkeiten des Films erkundet, den Kunstraum einzunehmen und ausserhalb des Kinosaals die Beziehungen zwischen Körper und Bild, Raum und Zeit neu zu bestimmen.
Biographie
George Landow, der seinen Namen in den späten 70er Jahren in Owen Land änderte, wuchs in Connecticut, USA auf und studierte Zeichnung, Malerei, Skulptur und Industriedesign am PrattInstitute und der Art Student’s League of New York. Er beendete sein Studium mit dem Master of Fine Arts in Malerei an der New York Academy of Art. Danach studierte er Schauspiel und Improvisationstheater an der Goodman Drama School und bei Second City, Chicago. Er lernte Flamenco-Gitarre, Klavier und Komposition, Indianischen Gesang und Instrumentalmusik am Ali Akbar Kahn College of Music in San Rafael. Land hatte Lehraufträge am Art Institute of Chicago, der Northwestern University, dem San Francisco Art Institute und dem Art Center College of Design, Pasadena. Er gründete den experimentellen Theaterworkshop am Art Institute of Chicago, schrieb und führte Regie bei vielen Theaterstücken, wie zum Beispiel Mechanical Sensuality und Schwimmen mit Wimmen. Retrospektiven seiner Filme wurden am Edinburgh Film Festival, im American Museum of the Moving Image, dem Rotterdam International Film Festival, in der Tate Gallery und dem Whitney Museum of American Art gezeigt. 2004 war er in der Ausstellung Behind the facts. Interfunktionen 1968-1975 vertreten, die in der Fundació Joan Miró, Barcelona, der Fundação Serralves, Porto und im Fridericianum, Kassel zu sehen war.