Salla Tykkä interessiert sich für die nur schwer nachfühl- und darstellbaren Gemütsverfassungen und Regungen sowie die physischen und psychischen Zustände, die den Menschen besonders fragil machen (Krankheit, Adoleszenz usw.), ihn aber auch zu erstaunlichen Reaktionen anzuregen vermögen. In ihrer ersten grösseren Einzelausstellung präsentiert die 1973 in Helsinki geborene Künstlerin neuere Fotoarbeiten (die fünfteilige “symbolistische” Serie Pain, Pleasure, Guilt aus dem Jahr 2000; 25 Bilder von Frauen, die Tiere nachahmen (2001-02) sowie sieben Fotos der jungen Hauptdarstellerin Anni im Film Thriller) und drei Filme als Videoprojektionen. Power (1999) zeigt in zeitlosem Schwarzweiss einen Boxring, in dem sich ein grosser Mann und eine junge Frau mit entblösster Brust kämpfend gegenübertreten: Die Frau strahlt dadurch gleichzeitig Aggressivität und Verletzlichkeit aus. Der Film Lasso (2000), durch den anlässlich der letztjährigen Biennale von Venedig zahlreiche Besucher auf Salla Tykkä aufmerksam wurden, und das neue Opus Thriller (2002) – ein „Western“ und ein „Gruselfilm“, die ersten zwei Teile einer Trilogie* – erzählen, ohne dass daraus eine Erzählung wird, von den Ängsten und Begierden eines Mädchens in einer Welt, die von Schwellen dominiert ist: Durch Fenster, Türen, Gläser, Spiegel und Dickichte werden die Blicke hindurchgeleitet oder sie prallen daran ab. Salla Tykkä erweist sich als eine subtile Analystin der Komplexität von Emotionen und eine Meisterin in deren visuellen Umsetzung.
*„The trilogy will be about the girl character who is in Lasso. Thriller focuses on her when she is younger, the year 1982. The last part will be more like science fiction and it will fo further into the future.“ (Salla Tykkä in einem Interview mit Francis McKee, in Salla Tykkä, NIFCA, 2001).