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Lecture Performance, Matthias Gabi

Malerei als Reproduktion

Sonntag, 29. Januar 2017, 16–17 Uhr 

Malerei begegnet uns meistens in Form ihrer Reproduktion. Dass wir ein Original betrachten ist eine Ausnahme: in einer Ausstellung, im Atelier des Künstlers, im Depot eines Museums oder allenfalls zu Hause an den eigenen vier Wänden können wir einem gemalten Bild unmittelbar gegenübertreten. Ansonsten begegnen uns auf Webseiten, Kunstblogs, Facebook und Instagram Fotografien von Malerei. Und in Büchern, auf Postkarten, auf Kalendern aber auch gerahmt an Wänden betrachten wir drucktechnisch vervielfältigte Fotografien von Malerei.

Die Fotografie hat die Malerei beweglich gemacht. Aber erst die Kombination von Fotografie und Drucktechnik hat die hohe Auflage von Reproduktionen ermöglicht, wie wir sie heute kennen, und so die Verbreitung der Bilder vorangetrieben. Vor der Erfindung der Fotografie wurde Malerei nicht technisch, sondern von Hand mit zeichnerischen Mittel kopiert und mit Hilfe von Drucktechnik vervielfältigt. Diese Drucke, die man als möglichst exakte Interpretation der Vorlage definieren kann, waren transportierbar und somit auch für den Handel geeignet. Nicht das Internet und schon gar nicht Social Media haben die Zirkulation von Bildern angestossen. Es waren geschäftsfindige Druckgrafiker, welche im 16. Jahrhundert Bilder berühmter Künstler kopiert und verbreitet haben. Die Drucke fanden ihren Weg über die Alpen und vereinfachten den Austausch zwischen den Malereischulen des Nordens und des Südens. Die Digitalisierung und das World Wide Web beschleunigen und intensivieren eine Zirkulation von Bildern, wie sie schon seit mehr als 450 Jahren ununterbrochen existiert. Und die Malerei ist in Form ihrer Reproduktion von Anfang an Teil dieser Zirkulation.
(Text: Matthias Gabi)

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der aktuellen Ausstellung Cantonale Berne Jura statt.

Bild: Matthias Gabi, Supertrumpf, Lecture Perfomance, HACIENDA at Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo, 2015