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Vortrag von Elisabeth Lebovici

(Kunsthistorikerin, Kritikerin, Paris)

Samstag, 28. Mai 2016, 18–20 Uhr 

Der Vortrag findet in Englischer Sprache statt.

Während der documenta 9 im Jahr 1992 entfernte Zoe Leonard Gemälde mit Darstellungen von Männern aus mehreren Räumen der Neuen Galerie in Kassel und ersetzte sie durch 19 Schwarzweißnahaufnahmen von weiblichen Genitalien. Schlicht an die tapezierten Wände des Museums angebracht, hingen sie zwischen Frauengemälden von alten Meistern aus der Sammlung der Galerie. Diese Installation war eine gewagte, institutionskritische Geste und versinnbildlichte das, was in den USA als „Sex Wars“ bezeichnet wurde. Ich möchte einige Teile dieser Geschichte nachzeichnen, von „pussy talk“, der weiblichen sexualisierten Rede in der Literatur und ihren Manifestationen im Film, bis zur moralischen Panik, bei der Homophobie eine zentrale Rolle spielt; von den virulenten Debatten des Pro- und Anti-Pornofeminismus bis zur Sensibilisierung für AIDS. Der Vortrag ist Teil meines in Kürze erscheinenden Buches What AIDS Has Done To Me. Art and Activism at the End of the XXth C.

Elisabeth Lebovici machte 1983 ihren Doktor in Ästhetik. Seit 1985 ist sie Kunstkritikerin und war von 1991 bis 2006 Kunst- und Kulturredakteurin der Tageszeitung Libération. Zurzeit lehrt sie am Sciences-Po, Paris, und ist freischaffende Autorin. Sie betreibt den Blog: le-beau-vice.blogspot.com Seit den 1990er Jahren schreibt sie über Feminismus, AIDS-Aktivismus, queere Politik und zeitgenössische Kunst. 1998 war sie Herausgeberin von L’Intime (Paris, ensb-a). Zusammen mit Catherine Gonnard ist sie Autorin einer Geschichte französischer Künstlerinnen zwischen 1880 und heute: Femmes/artistes, Artistes/femmes, Paris de 1880 à nos jours (Paris, Hazan, 2007). Ihr jüngstes Projekt What AIDS Has Done To Me. Art and Activism at the End of the XXth C erscheint im Februar 2017. Sie leitet (mit Patricia Falguières und Natasa Petresin-Bachelez) ein wöchentliches Seminar an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS) in Paris mit dem Titel: Something You Should Know: Artists and Producers (sysk-ehess.tumblr.com). Lebovici ist Mitglied der Forschungsgruppe Travelling Féministe, die sich mit den Archiven des Centre audiovisuel Simone de Beauvoir in Paris beschäftigt (travellingfeministe.org).

Foto: Henry Roy