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Die Zelle
Mit Werken von John Armleder, Bianca Baldi, Cosima von Bonin, Manuel Burgener, Tom Burr, Marc Camille Chaimowicz, Beat Feller, Beat Frank, Anita Leisz, Annina Matter / Urs Zahn, Park McArthur, Edit Oderbolz, Vaclav Pozarek, Magali Reus, Nicole Wermers, Joseph Zehrer und Heimo Zobernig
24. Februar – 6. Mai 2018
Zum AusstellungstextJeder Raum der Kunsthalle Bern ist durch eine eigene Atmosphäre geprägt, hervorgebracht durch Grösse, Lichteinfall und innenarchitektonische Details. Die Architektur orientiert sich dabei nicht am Funktionalismus des ein Jahr nach ihrer Eröffnung (1918) gegründeten Bauhauses (1919). Schon der Parkettboden und die ornamentale Decke verströmen eine Eleganz, die nicht dem Bauhausplan entspricht, alles Bourgeoise auszumerzen, und dem Schmucklosigkeit als das neue Glaubensbekenntnis galt. Nicht ganz “non-bourgeois” verpflichtet sich die Kunsthalle eher dem 19. Jahrhundert, als Ausstellungsräume noch auf Unterteilung und Messung ausgerichtet waren. Von aussen wie ein Tempel anmutend, birgt das Gebäude in seinem Inneren fast schon wohnliche Behaglichkeit. Während heute in Ausstellungsräumen jedes Dekor verpönt ist, war es in den Anfangsjahren der Kunsthalle noch weithin üblich, inmitten einer Ausstellung Perserteppich, Tisch und Stühle oder gepolsterte Sitzmöbel zu platzieren, damit es sich die Besucher*innen ein wenig gemütlicher machen konnten. Trotzdem handelte es sich bei den Räumen schon immer um weisse Zellen (Brian O’Doherty), um einen Ort der Abtrennung, in dem die Besucher*innen eine andere Welt betreten als die der Strasse. Auch wenn die Räume nicht “schattenlos, clean und künstlich” wirken, bilden sie den Rahmen, der die Welt vorübergehend abgrenzt, der das darin Gezeigte als Kunst sanktioniert und Realismus in einer abgehobenen Form zeigt. O’Doherty bezeichnet die weisse Zelle auch als Ghetto, das den Zustand der Zeitlosigkeit vorbereitet, als einen Raum der Bedingungen, einer Haltung, einen Raum ohne Ort, eine Zauberkammer. Die weissen Zellen der Kunsthalle Bern haben dagegen charakteristische Signaturen, was sie durchaus zu einem Ort werden lässt, aber auch selbst zu Kunst in Potenz. Sie verbarrikadieren sich zudem nicht vollständig, auch wenn Verbindung mit dem Aussen meist nur durch Gitterstäbe zugelassen ist.
Die Ausstellung Die Zelle versammelt Werke mit einer Neigung zum Einrichtungsgegenstand. Es sind weniger Einrichtungsgegenstände, die Wohnungen möblieren, als solche, die ihren Auftrag gewechselt, verloren oder gar nie dazu gefunden haben und nur für weisse Zellen zu gebrauchen sind. Viele Arbeiten wechseln zwischen skulpturalem Objekt und Möbelstück. Sie pflegen einen spielerischen Umgang zwischen Funktion und Funktionslosigkeit und verbinden sich manchmal mit konstruktivistischen Ansätzen. Regale bleiben leer und zeigen sich selbst. Das wenige, das sie bieten, gilt es zu bedenken. Manche Künstler*innen bauen ihre Fragen, um sie bearbeiten zu können. Eine grundlegende Frage wäre, was eine Form, die für den alltäglichen Gebrauch entwickelt wurde, von Kunst unterscheidet und umgekehrt. Was sind diese geringfügigen Eingriffe, die einen Alltagsgegenstand zu einer minimalistischen Skulptur machen und worin liegt der Unterschied? Es handelt sich auch um ein künstlerisches Interesse an Wechselbeziehungen zwischen gebauter dreidimensionaler Form, dem menschlichen Körper und der räumlichen Umgebung. Wann stimmt eine gebaute Form im Raum und in Bezug auf den Körper? Es geht um grundlegende Fragen von Proportionen und Körper-Raum-Verhältnissen. Wie und mit welchen (einfachen) Mitteln kann ich eine Umgebung schaffen, die zu dem passt, wofür man sie braucht?
Künstler und Künstlerinnen richten eine Ausstellung aus und richten sie ein. Einrichten kann bedeuten, Dinge zuzurichten, auszurichten. Ein Stuhl lässt sich auch hinrichten. Richten kann bedeuten vor Gericht zu urteilen, zu verurteilen oder eine Einrichtung herzustellen, die sich weigert zu passen.
Nicole Wermers, Moodboard #5, 2016
Courtesy die Künstlerin, Herald St, London und Jessica Silverman Gallery
Veranstaltungen
- Sonntag, 25. Februar 2018, 14 Uhr
Öffentliche Führung - Dienstag, 27. Februar 2018, 12.30 Uhr
10 Geburtstagsessen für die Kunsthalle Bern
mit Joy Matter, alt-Gemeinderätin der Stadt Bern
Führung mit Mittagessen
Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Kunsthalle Bern kochen Gastköch*innen für Sie! - Mittwoch, 28. Februar 2018, 18.30 Uhr
Archivgespräch #1 - Mittwoch, 14. März 2018, 14 Uhr
Führung mit Kaffee und Kuchen - Dienstag, 20. März 2018, 12.30 Uhr
10 Geburtstagsessen für die Kunsthalle Bern
mit Monica Kissling alias Madame Etoile, Astrologin. Mit Horoskop für die Kunsthalle Bern
Führung mit Mittagessen
Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Kunsthalle Bern kochen Gastköch*innen für Sie! - Mittwoch, 21. März 2018, 19 Uhr
Dia-Vortrag des Berliner Unternehmers Rafael Horzon
Warum Möbel keine Kunst sind, wenn sie zu Möbeln erklärt werden und nicht zu Kunst, warum ich Möbelhändler und kein Künstler bin und warum ich keinen Vortrag in der Kunsthalle Bern halte sondern im Möbelgeschäft teo jakob - Donnerstag, 22. März 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Manuel Burgener - Mittwoch, 28. März 2018, 14–16 Uhr
Kunstgeheimnis – Abenteuerliche Entdeckungsreisen für Kinder
Mit Eve Lyn Scheiben - Donnerstag, 29. März 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Beat Feller - Donnerstag, 5. April 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Beat Frank - Donnerstag, 12. April 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Jean-Claude Nobili
(Präsident Vorstand Kunsthallle Bern) - Donnerstag, 19. April 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Edit Oderbolz - Dienstag, 24. April 2018, 12.30 Uhr
10 Geburtstagsessen für die Kunsthalle Bern
mit Francesca Pia (Galeristin, Zürich)
Führung mit Mittagessen
Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Kunsthalle Bern kochen Gastköch*innen für Sie! - Dienstag, 24. April 2018, 19 Uhr
Étude 12 - Donnerstag, 26. April 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Annina Matter / Urs Zahn - Mittwoch, 2. Mai 2018, 18.30 Uhr
Archivgespräch #2
mit Yvonne Schweizer (Kunsthistorikerin, Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern)
Das Ballett der Radiatoren. Fotografische Ikonen - Donnerstag, 3. Mai 2018, 17 Uhr
Museumsbier – Abends ins Museum
mit Vaclav Pozarek - Sonntag, 6. Mai 2018, 14 Uhr
Öffentliche Führung