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Mit Werken von Gerry Bibby, Everyone Agrees, Richard Hawkins, Jacqueline de Jong, Pierre Klossowski, Chris Kraus, Ben Rosenthal, Josef Strau, Anne Turyn, Peter Wächtler, Bendicht Walthert, Annette Wehrmann und Seyoung Yoon.

Mit einer Auswahl an Büchern von u.a. Michèle Bernstein, Tina Braegger, Leonora Carrington, Martin Disler, Lucy McKenzie & Alan Michael, Ariane Müller, Seth Price, Dieter Roth, Reena Spaulings, Dena Yago, Unica Zürn.

Viele Künstler/innen verstehen das Schreiben als Teil ihrer Arbeit, sie widmen sich so unterschiedlichen Textformen wie dem Roman, der Kurzgeschichte, der Lyrik oder der Kunstkritik. Section Littéraire präsentiert eine Auswahl von Kunstwerken, die Texte beinhalten oder mit Texten verbunden sind, sowie Künstlerliteratur. Die Ausstellung versammelt Werke von Künstler/innen, die das Schreiben und die bildliche Darstellung als gleichwertige, sich gegenseitig bereichernde oder gar bedingende Praxen begreifen. Obgleich kein neues Phänomen, lässt sich seit einigen Jahren ein verstärktes Öffentlichwerden dieser Künstlertexte feststellen.

Mittlerweile sind um diese herum kunstkritische Debatten entstanden: Formuliert werden Unterscheidungen, die den Künstler vom Schriftsteller, das Wort vom Bild, das „Diskursive“ vom „Intuitiv-Persönlichen“ trennen. Die Verhandlung der Texte bedarf fraglos Benennungen, da die Künstler/innen aber mit Gattungen, Genres und Schreibstilen distanziert umgehen, sie auch als täuschende Oberflächen verwenden und oftmals ein uneigentliches Schreiben verfolgen, sollte zurückhaltend mit solchen Einordnungen umgegangen werden. Es geht weniger darum, sich direkt zu äussern, als mit Sprachformen und -Konventionen auf einer Metaebene umzugehen. Geschriebene Sprache kann künstlerische Arbeitsweisen und visuelle Formfindungen erweitern, aber auch bewusst begrenzen.

„Schreiben“ kann viel sein. Es gibt Texte, die aus anderen Texten montiert werden oder sich einfach das Schreiben anderer aneignen. Auch haben die Geschwindigkeit der elektronischen Korrespondenz und die beschleunigte Informationsübermittlung zu veränderten Vorstellungen davon geführt, was ein Text sein oder wo überall geschrieben werden kann. Neben schnellen Formfindungen, die auf jede Intimität verzichten, gibt es aber weiterhin das Schreiben als langsamen, oft zurückgezogenen Prozess. Er verlangt Zeit und kann mit einer gewissen Isolation der/s Schreibenden einhergehen. Es geht nicht darum, diese romantischen Vorstellungen vom Schreiben in der stillen Kammer abzutun. Ihre Dynamik wirkt genauso notwendig wie der Realismus einer beim Warten auf den Zug ins Telefon getippten Romanzeile.
Die Immaterialität des geschriebenen Wortes führt auch zu der Frage, welche Ware dabei entsteht. Oder: Erlaubt die schriftliche Ausdrucksform Künstler/innen gerade eine Loslösung von Erwartungen und Ansprüchen, welche die Herstellung eines verkäuflichen Objektes einfordern? Wenn Künstler/innen ihre Texte in Büchern publizieren oder Romane schreiben, kann das als eine Art von Freiheit von der potenziellen Vermarktbarkeit des „Kunstobjektes“ empfunden werden. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man eine Vielfalt, die vom Bestseller bis zum Objekt als Supplement des Textes reicht. Es wäre zu einfach, anzunehmen, textbasierte Werke befänden sich in einem Aussen oder bestünden parallel zur Zirkulation visueller Werke. So kann allein die Aura der Intellektualität der Schreibenden das kulturelle Kapital der Objekte erhöhen. Trotzdem bleibt es eine interessante Idee, eine Verschiebung von Produktionsbedingungen durch das Schreiben anzudenken.

So unterschiedlich die Werke in der Ausstellung sind, ihnen gemeinsam ist die Anwendung von Fiktion in Text und Bild, um persönliche wie gesellschaftliche Themen zu reflektieren. Eigene Erfahrungen werden mit politischen oder theoretischen Themen verwoben, Geschichte und Erinnerung verarbeitet oder alternative Szenarien imaginiert. Anhand von Fiktionalisierung werden Verschiebungen, Verzerrungen oder Schärfungen vorgenommen. Den visuellen Arbeiten liegt das Geschriebene zugrunde oder vice versa: In der Wechselwirkung entsteht eine fragmentierte Erzählung, die sich als Verflechtung visuell und verbal ausdehnt.

Kuratiert von Valérie Knoll und Geraldine Tedder

Bild: Annette Wehrmann, Ort des Gegen, 2002

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