Marianne Flotron wurde 1970 in der Schweiz geboren. Sie studierte Geschichte in Zürich und erlangte 2001 einen Abschluss an der Hochschule der Künste in Genf. 2007 – 2008 war Flotron Artist-in-Residence an der Rijksakademie voor beeldende Kunsten in Amsterdam. Sie gewann 2003, 2007 sowie 2009 den Swiss Art Award. 2008 wurde sie mit dem Aeschlimann Corti Preis des Kantons Bern ausgezeichnet. Aufgrund ihres Interesses für die Verflechtungen von Systemen (politischer und ökonomischer Art) und menschlichem Verhalten versucht sie stets, Spuren der Manipulationen ausfindig und sichtbar zu machen, die womöglich diese Verhaltensweisen beeinflussen. Der Ausgangspunkt ihrer Arbeiten ist eine Verhaltensweise, die ohne Kontext abstrakt oder absurd wirken mag.
In der Kunsthalle Bern wird Flotron ein neues Projekt mit dem Titel Work vorstellen. Work dreht sich um zeitgenössische Auffassungen von Arbeit, um das gegenwärtige Bild der Arbeitsgesellschaft – einer Gesellschaft, deren Subjekte ihre Identität primär über die Art ihrer Berufstätigkeit definieren. Hannah Arendt bezeichnete die Mitglieder der heutigen Industriegesellschaften als „animal laborans“, als Subjekte, die voll und ganz von Werktätigkeit absorbiert und auf sie ausgerichtet sind und die grundsätzlich kaum oder wenig Zeit und Raum und Interesse für das Gemeinwesen oder unbezahlte Verantwortung haben. Die Selbstdefinition reduziert sich in solchen Zusammenhängen oft auf die Berufstätigkeit; andere Beschäftigungen, beispielsweise Engagement in Clubs, Vereinen, Parteien oder Kirchen, werden sukzessive unpopulärer.