Die Kunsthalle Bern freut sich, die Fortsetzung des Werkzyklus The Majorana Experiment des Schweizer Künstlers Marco Poloni zu zeigen. Poloni wurde 1962 in Amsterdam geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin und Genf. Poloni verwendet verschiedene Medien, primär aber Fotografie und Video.
The Majorana Experiment setzt sich mit der Geschichte des italienischen Physikers Ettore Majorana auseinander, der 1938 unter mysteriösen Umständen auf einer Bootsfahrt von Palermo nach Neapel verschwand. Majorana, der mit Heisenberg und Fermi bekannt war, war zum Zeitpunkt seines Verschwindens erst 31 Jahre alt und galt als einer der brillantesten Physiker seiner Generation. Seine wichtigsten Arbeiten beschäftigten sich mit der Kernphysik und relativistischen Quantenmechanik, mit Anwendungen insbesondere in der Theorie der Neutrinos. Um Majoranas letzte Bootsfahrt ranken sich eine Vielzahl von Legenden und Verschwörungstheorien. Poloni begreift Majoranas Schicksal als Parabel auf die „versteckte Geschichte der Erfindung nuklearer Waffen“ – eine besonders populäre Theorie zum Verschwinden des Physikers geht nämlich davon aus, dass dieser das nukleare Wettrüsten antizipierte und aus Verzweiflung darüber entweder Selbstmord beging oder in einem anderen Land untertauchte. Besonders mit letzterer Möglichkeit spielt Poloni.
Der Zyklus umfasst bis heute drei Filme, eine Reihe von Fotografien und ein historisches Dokument, die alle zusammen, in Polonis Worten, ein „offenes historisches Dispositiv“ bilden. Für die Ausstellung in der Kunsthalle Bern wird der Zyklus um einige neue Arbeiten erweitert, die zusätzliche Aspekte der komplexen Geschichte von Majoranas Leben aufgreifen.