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In starker Visualität und Räumlichkeit, ausgehend von der Erfahrung des Betrachters, verwendet Knut Åsdam Ton, Film, Video, Fotografie und Architektur, um eine Politik des Lebensraums und die Grenzen der Subjektivität aufzuzeigen. Oftmals erscheinen diese Themen in Form von Meinungsverschiedenheiten und in der Analyse des Lebensraums bezogen auf Begriffe von Wunsch, Brauch und Geschichte.
Vier essentielle Kategorien lassen sich in Åsdams Werk bestimmen: Sprache, Lebensgestaltung, Sexualität und Existenzbewältigung.
Sprache: In seiner gesamten Video- und Radioarbeit beschäftigt sich Knut Åsdam damit, wie die Subjektivität sich in Sprechakten äussert und bildet – sei es durch tatsächliche sprachliche Äusserungen oder durch andere Formen der Selbstartikulation wie Kleider, Verhalten und Gewohnheiten. Ausgehend von der Sprache als performativem Akt interessiert er sich besonders dafür, wie Zuschreibungen von Bedeutung wiederholt oder erneuert werden müssen, um stabil zu erscheinen: Dies sowohl bezüglich des eigenen Körpers als auch des städtischen Lebensraums.
In vielen von Åsdams Werken ereignet sich ein Kampf um das Gleichgewicht zwischen einer affirmativen Sprache, die das Subjekt bejaht und bekräftigt, und einer unterdrückten Sprache, die das Subjekt verneinen und auflösen möchte.
Lebensgestaltung: Åsdam interessiert sich für Architektur, Raum und soziale Dynamik, jedoch nicht als eine formale Übung sondern vielmehr als Aspekte des Alltags, in welchem das Leben stattfindet. Ebenso wie bezüglich der Sprache beschäftigt sich Åsdam hier mit dem Performativen – das Aussmass, in dem Bedeutungen wiederholt werden müssen, eröffnet immer auch die Möglichkeiten eines Bedeutungswechsels oder einer Bedeutungsstörung.
In Åsdams Werk besteht ein starkes Interesse für das Wechselspiel einerseits von Phantasie und Erzählung, und anderseits von gelebter Erfahrung im ökonomischen und politischen Alltag.
Sexualität: Die Vielzahl sexueller Erfahrungen und geschlechtlicher Rollen steht zu Beginn von Åsdams Entwicklung der Charaktere. Die Personen in seinen Arbeiten werden immer in ihrer sozialen und biologischen Geschlechtlichkeit angenommen. Hiermit involviert sich Åsdam einerseits in die vieldiskutierte Streitfrage von Sex und Gender – so wie sich dies auch auf den Körper oder auf Stadträume beziehen kann. Anderseits stellt Åsdam fest, wie das begehrende Subjekt die Grundlage bilden kann sowohl des belebten öffentlichen Raumes als auch von verschlossenen und unterdrückten Räumen in der Gesellschaft.
Existenzbewältigung: Als ein Klebstoff, der die drei anderen Kategorien verbindet ist die Bewältigung des Alltags für Åsdam nicht nur in politischer Hinsicht wichtig, sondern auch als eine Möglichkeit, zu verstehen, dass Sprache (als Subjektbildung), Leben (die Bedeutung des Alltags) und Sexualität (die Bedeutung des Körpers) Dinge sind in unserem Alltag, die wir bejahen oder bekämpfen, und dass dies sowohl psychologische als auch soziale Prozesse beinhaltet.
In dem 21 Minuten dauernden preisgekrönten Film, „Filter City“, relativiert Knut Åsdam die Vernetzung und die Beziehung zwischen zwei Frauen und den Stadträumen, die sie bewohnen und nutzen. Durch eine Serie von vorsichtig ausbalancierten und visuell eindrucksvollen Szenen, welche in langsamem Tempo ablaufen, entwickelt sich die Beziehung der zwei Frauen durch deren unterschiedliches Einbringen und die unterschiedliche Verwendung von Sprache – während sie effektiv miteinander und nacheinander sprechen. Die urbanen Räume, welche sie benutzen, sind zwar „ihre eigenen“, jedoch ausserhalb ihrer ökonomischen und sozialen Kontrolle. In der Beziehung zur Umgebung und zur anderen Person bemüht sich die eine Figur um einen offenen und affirmativen Sprachgebrauch und scheitert – während die andere Figur eine grösstenteils bedrückte, verneinende Sprache verwendet, welche als ein soziales Mittel funktioniert, die Beziehung zu kontrollieren.
In der Installation „Psychasthenia: The Care of the Self“, kreiert Åsdam einen nächtlichen Park im Hauptsaal der Kunsthalle. Die Umgebung offenbart eine dunkle, üppige Architektur aus Bäumen, Büschen. Gras und Blumen mit einem Minimum an warmem Licht. Åsdam greift hier die Idee eines nächtlichen Stadtparks auf, dem Ort, an dem Teenager herumlungern, illegaler Drogenhandel betrieben wird und sexuelles Treiben stattfindet.
Ein Ort des temporären Verweilens, der jedoch gleichzeitig viel über die Mythologie der Stadt zu erzählen weiss.
„Blissed“ ist ein grosses, neues Filmprojekt, das seine Premiere in der Kunsthalle hat. Es erforscht die Grenzen zwischen erzählerischem Film und der Diskussion über Platz und Raum im Zusammenhang mit der Kunst anhand des Themas der Freundschaft. Das Hauptaugenmerk ist auf eine räumliche und architektonische Platzierung des Sprachgebrauchs der Protagonisten gerichtet, die lineare Erzählung spielt eine untergeordnete Rolle. In einem eindringlichen Prozess beginnen die vier Hauptdarsteller von„Blissed“ sich selber und ihre Umgebung zu verneinen, abzulehnen. Dies alles in Szenen, welche teils durch Architektur und teils durch sprachliche Interaktion strukturiert sind.
Åsdam nähert sich seinem Ziel einer neuen Art des Kinos, indem er die Grundlagen von raum- und platzorientierten Diskursen in der Kunst als Strategie innerhalb des Films verwendet.