X Subroutines von Constanze Ruhm bildet den dritten Teil einer Ausstellungsreihe (Salla Tykkä, Mark Lewis, beide 2002) über die Rezeption von Film im Medium der Kunst. Im Zentrum der Ausstellung steht das neue Projekt X Nana / Subroutine, das eine Fortsetzung der dieses Jahr im Rahmen der 3. berlin biennale und im Institut d’Art Contemporain in Villeurbanne / Lyon gezeigten Produktion X Characters / RE(hers)AL darstellt. Ausgangspunkt ist die Filmfigur der Nana aus Godards Film Vivre sa vie, die hier zur Schnittstelle für eine Untersuchung von „Repräsentation“, „Identität“, „Sound- und Scriptproduktion“ wird. Der Begriff „subroutine“ bezeichnet Programme („Routinen“), die innerhalb von Computern und Netzwerken ablaufen, ohne für die Benützer/innen sichtbar zu werden – das Unbewusste der Maschinen sozusagen. Die Nana dieses Projekts stellt also – so wie ihre Vorgängerin in RE(hers)AL – eine „subroutine“ zur Godard’schen Figurenvorlage dar; sie kann als Aktualisierung des Potenzials einer Identität aufgefasst werden, die sich in ständiger Verwandlung befindet. Etwas, das bei Godard noch „unsichtbar“ bleibt, wird hier „sichtbar“ gemacht, in den Vordergrund gerückt. Constanze Ruhm rundet in Bern ihre grundsätzlichen Betrachtungen zu unterschiedlichen visuellen und akustischen Wahrnehmungs- und Darstellungsformen mit zwei weiteren Arbeiten ab: Sie präsentiert eine (spezielle) Vitrine als Ort des Austauschs zwischen Subjekt und Objekt sowie die auf die architektonischen Bedürfnisse der Kunsthalle adaptierte Arbeit blindstorey, die vom Kino, vom Ornament, von der Stille und von Blindheit erzählt. Die Ausstellung X Subroutines versucht, einen „Film“ zu zeigen, der in seine syntaktischen Elemente zerlegt ist; d.h., den kinematografischen Apparat als System, das aus verschiedenen „Sprachen“ besteht (Architektur, Performance, Sound, Script…) im Medium der Kunst zu untersuchen und in ein Ausstellungsdisplay zu integrieren. Die symbolische Ornamentik des Oberlichts der Kunsthalle wird zur Grundlage der Displayarchitektur und zum Orientierungssystem für den Betrachter/die Betrachterin. Constanze Ruhm, 1965 in Wien geboren. Ausbildung an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien (bei Peter Weibel), Postgraduate an der Städelschule Frankfurt a.M. Verschiedene Stipendien, Auslandaufenthalte und Gastprofessuren. Kuratorische Tätigkeit am Künstlerhaus Stuttgart (Harun Farocki), an der Secession Wien (Fate of Alien Modes), in der Neuen Galerie Graz (Filmretrospektive Isaac Julien) und am ZKM Karlsruhe (Filmretrospektive Noël Burch). Zahlreiche Projekte und Ausstellungsbeteiligungen in ganz Europa und in den USA.
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Veranstaltungen
- Freitag, 2. Dezember 2022, 18–23 Uhr
Finissage: Simnikiwe Buhlungu & 7 Winds