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Ai Weiwei ist einer der wichtigsten und einflussreichsten zeitgenössischen chinesischen Künstler. Es erstaunt daher, dass die Ausstellung in der Kunsthalle Bern die erste Einzelpräsentation seines Werks in einer Institution darstellt. Ai Weiwei ist 1957 in Beijing geboren, lebte zwischen 1981 und 1993 in den Vereinigten Staaten (wo er vor allem Duchamp und Fluxus studierte) und wurde nach seiner Rückkehr nach China in den verschiedensten Gebieten tätig: als Künstler selbstverständlich, aber auch als Architekt, als Kurator (etwa der berühmten Ausstellung „Fuck Off“ parallel zur Biennale von Schanghai, 2000), als Publizist, als Begründer des ersten Archivs zeitgenössischer chinesischer Künstler/innen („China Art and Archives Warehouse“) und als künstlerischer Berater von Architekten (z.B. Herzog & de Meuron für ihr Olympiastadion-Projekt).

Ai Weiwei arbeitet mit der kulturellen Tradition seines Landes. Er vergegenwärtigt sie, indem er ihre Produkte zerstört oder manipuliert. So malte er etwa 1994 auf die weisse Grundierung einer (ca. 2000 Jahre alten) Urne aus der Han-Dynastie ein rotes Coca-Cola-Logo. Oder er lässt in einem Video aus dem Jahr 1995 eine Vase aus derselben Periode auf dem Boden zerschellen. In einer Serie von Möbelskulpturen, die zwischen 1997 und 2000 entstanden sind, nimmt er Stühle und Tische aus der Qing-Dynastie (1644-1911) auseinander und fügt sie strikte nach den traditionellen Holzbautechniken neu zusammen, und zwar derart, dass sie funktionslos und absurd werden: autonome Skulpturen. „Map of China“ ist aus gut hundert Holzteilen zusammengesetzt, die aus zerstörten chinesischen Tempeln aus der Ming-Dynastie stammen – Sinnbild des geschichtlich gewachsenen heutigen Chinas? Oder der (trügerischen) Einheit einer Nation? Ai Weiweis jüngste Videoarbeit wird an einem jederzeit öffentlich zugänglichen Ort in der Stadt Bern gezeigt: ein Porträt Beijings, eine historische Momentaufnahme. Der Künstler hat alle Strassen und Gassen Beijings lückenlos innerhalb der vierten Ringstrasse aufgenommen und projiziert diese ungeschnittenen Bilder während rund 150 aufeinanderfolgenden Stunden (d.h. sieben 24-Stunden-Tagen): das Leben in der chinesischen Hauptstadt läuft dann parallel zum Leben in Bern. China ist auch ein Stück von uns!